Kindheitserinnerungen ans Schusterhäusl

Die Erinnerung bleibt
So lange ist es her und doch erinnere ich mich an meine Kindheit im Schusterhäusl als wäre es gestern. Gerne denke ich an diese Zeit zurück. Es war die Zeit, als wir Kinder noch Roller und Radl ohne Helm fahren durften. Eine Zeit ohne Handy, Playstation und Nintendo. Jede freie Minute waren wir einfach nur draußen, trafen uns komischerweise ganz ohne uns zu Verabreden am Dorfplatz. Meist spielte ich eher mit den Buben aus der Nachbarschaft als mit den Mädchen. Wir spielten viel Verstecken, im Keller, im Speicher, im Garten, auf dem Dorfplatz und verbotenerweise auch auf dem Friedhof. Wir kraxelten auf Bäumen herum und vergaßen oft einfach die Zeit.
Zu dieser Zeit befand sich im Erdgeschoss, zum Dorfplatz hin, links ein Friseursalon und rechts eine Sparkassenfiliale. Beide Gewerbe bestanden nur aus einem Raum. An die Sparkasse erinnert heute noch der Briefkasten neben der Haustür. Ich habe nachgelesen, den Weltspartag gibt es schon seit 1925. Für mich war dies immer ein spannender Tag. Lang herbeigesehnt, endlich das Sparschwein plündern (den Schlüssel bekam ich nur an diesem Tag) und sehen was zusammen kam über’s Jahr. Zur Belohnung gab es dann Malbücher oder andere Kleinigkeiten, die für uns Kinder „großartige“ Geschenke waren.
Meinen ersten Friseurbesuch in meinem Leben erlebte ich bei Dora und Felix im Friseursalon im Schusterhäusl. Ich erinnere mich noch genau daran, wie mein blonder Pferdeschwarz abgeschnitten wurde.
Dann kam der Tag, an dem mein Paps für einen kurze Zeit auf die Idee kam, Tauben unter dem Dach des Schusterhäusls zu halten. Neben dem süßen täglichen Gegurre machten die Tauben aber auch eines: viel zu viel Dreck. Und so kamen sie schneller wieder weg als sie da waren. Gut für mich, denn in dem anschließend leerstehenden Taubenschlag hatte ich als Kind ein wunderbares Geheimversteck, mit Blick über den Dorfplatz. Spannend, was ich da so alles als Kind beobachten konnte.
Die Krönung des Jahres war für meine Geschwister und mich der Heilige Abend. Ein Abend an dem auch Mama und Paps Zeit hatten und meine Oma und Tante zu Besuch kamen. Der herrliche Duft von selbstgebackenen Plätzchen, Lebkuchen und Winterpunsch und das gemeinsame Warten auf der Holztreppe bis endlich das Glöckchen klingelte. Das Christkind war da. Wir sahen dann immer zum ersten Mal im Jahr den geschmückten, leuchtenden Christbaum und ich war jedesmal wieder überwältigt. Damals glaubte ich wirklich, dass das Christkind den Baum und die Geschenke gebracht hat. Mein Paps untermalte diesen Glauben immer noch mit seiner Geschichte, wie er das Christkind hat fliegen sehen mit seinen goldenen Flügeln. Die Geschenke durften erst ausgepackt werden, nach dem wir dann gemeinsam ein paar Weihnachtslieder gesungen haben. Jetzt wurde es dann immer lustig, stimmgewaltig und manchmal sogar mit Blockflötenuntermalung. Endlich durften wir dann unsere Geschenke auspacken. Dann wurde der Abend gemeinsam verbracht.
Der Beginn meiner Liebe zu Hunden
Den Erzählungen meines Vaters nach hat mein Opa Deutsche Doggen gezüchtet, das war leider vor meiner Geburt. Ich durfte aber mit unserem Boxerrüden Billi aufwachsen. Ein stattlicher Kerl, den ich unglaublich lieb gehabt habe. Einmal in seinem Leben durfte er Papa werden. Die Hündin hat Ihre Welpen bei uns im Schusterhäusl zur Welt gebracht und für mich gab es nichts Schöneres, als mit ihr und den Welpen zusammenzusitzen. Beim Schreiben dieser Zeilen kommt mir der Duft der Hundebabies in die Nase und mein Herz geht auf.
Ein neuer Lebensabschnitt begann
Später, als ich dann mit meinem Mann in Wiesbaden lebte, haben wir die Ferien mit unseren beiden Söhnen meist „Daheim“ im Schusterhäusl bei meinen Eltern verbracht. Ich hatte am Anfang ganz schrecklich Heimweh, obwohl ich vor Wiesbaden schon einige Jahre in München gelebt habe. Hessen war gefühlt einfach ganz weit weg vom schönen Samerberg. Mein Herzenswunsch, in meinen Söhnen die „Liebe zum Schusterhäusl“ zu wecken, ist mir glaub ich gelungen. Sie sind beide sehr gerne dort.
Ich hoffe, ich konnte Sie mit meinen Kindheitserinnerungen mitnehmen auf eine kleine Reise in die Vergangenheit und Sie spüren lassen, wie viel mir das Schusterhäusl bedeutet.
Ihre